Der am 28.4.1990 gegründete Verein für Anhaltische Landeskunde mit Sitz in Köthen versteht
sich als Nachfolger des Vereins für Anhaltische Geschichte und Altertumskunde (gegr. 1875)
und des Vereins für Anhaltische Landeskunde (gegr. 1890).
Territoriale Untergliederungen sind Ortsgruppen und Kreisverbände Anhaltischer Harz und
Bernburg, Köthen, Dessau und Zerbst.
Der Verein ist Mitglied des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Altertumsvereine.
Nachruf
Dr. Hartmut Ross
13. Mai 1932 - 26. Januar 2025
Am 26. Januar 2025 verstarb in Oranienbaum Dr. Hartmut Ross im Alter von 92 Jahren. Er gehörte 1990 zu den Mitbegründern des VAL, was nicht verwundert, denn der am 13.Mai 1932 in Berlin geborene Historiker war seit 1959 im Landesarchiv Anhalt in Oranienbaum als Direktor beschäftigt. Wie viele seiner Vorgänger bemühte er sich um die Publikation von Quellen zur anhaltischen Geschichte, die in diesem Archiv reichlich vorhanden sind. Ein großes Anliegen war es ihm, durch wissenschaftliche und fachliche Anregung Forschungen von Universitäten und Institutionen zu initiieren und zu unterstützen, um die vielen weißen Flecken zur anhaltischen Geschichte zu schließen, nicht zuletzt durch Publikationen im eigenen Haus. Dies war zu DDR-Zeiten beileibe keine einfache Sache. Viele Ortsjubiläen konnten durch historische Nachweise aus Beständen des Archivs begangen werden.
Sein besonderes Interesse galt immer Henriette Catharina von Oranien, die als anhaltische Fürstin ab 1659 viele niederländische Impulse nach Anhalt-Dessau gebracht hatte und der wir heute nicht nur den Ortsnamen sondern die Entstehung der Stadt Oranienbaum zu verdanken haben.
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1977 wechselte er als Direktor zu den Staatlichen Schlössern und Gärten Wörlitz-Oranienbaum-Luisium in das nahegelegene Wörlitz und hat diese Einrichtung aus einer reinen gartengeschichtlich interessanten, damals vor allem als Naherholungsgebiet wahr genommenen Anlage, zu einer wissenschaftlichen Museumseinrichtung weiterentwickelt.
Seine preußisch geprägte Herkunft und das Verständnis für das Funktionieren staatlicher Einrichtungen erlaubten es ihm, schnell eine moderne Gliederung von Abteilungen aufzubauen und auch gut ausgebildetes Personal nach Wörlitz zu holen. Auch die Entwicklung einer wissenschaftlichen Bibliothek, die sowohl historische wie auch westliche Literatur umfasste, gehörte ebenfalls dazu.
Ein neuer Schwerpunkt für seine eigenen Quellenstudien war die aktive Unterstützung der unter politischen Schwierigkeiten begonnener Forschungen zu Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau und dessen progressiver Landespolitik im 18. und beginnenden 19. Jh., die zu dieser Zeit noch wenig bekannt war. So entstand in Halle eine Dissertation zu Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, die zahlreiche Quellen erschloss. Eine Abschlussarbeit an der Fachhochschule für Museologie in Leipzig widmete sich Georg Forster, der mit dem Dessauer Fürsten in engem Kontakt stand.
Seine guten Kenntnisse der Bestände des Landesarchives wirkten sich hier immer positiv aus.
Mit einer Ausstellung auf der Schallaburg im österreichischen Melk 1984 trat Wörlitz endlich in das Licht der internationalen Aufmerksamkeit, der 1987 eine weitere Ausstellung im DDR-Kulturzentrum in Paris folgte.
Die Etablierung von Sommerausstellungen von zumeist moderner Kunst in der Galerie am Grauen Haus in Wörlitz setzte einen neuen Moment in der Wahrnehmung der Institution. Auch die Initiative, aus dem ehemaligen Kreismuseum Oranienbaum ein Museum zu den oranischen Einflüssen in Anhalt zu machen, stammt von ihm.
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Zum 31.12.1990 schied er aus dem Amt und begann ein sorgenfreies Rentnerdasein, in dem der Historiker und Archivar seinen Beruf zum Hobby machte.
Vorträge vor interessierten Vereinen sowie im Ausland, Forschungen, Veröffentlichungen und Vorträge zu Fürst Christian I. von Anhalt-Bernburg, seinem neuen Thema, Forschungen und mehrere Publikationen zu und über Oranienbaum, aber auch der Arbeit im VAL gehörte nun seine Aufmerksamkeit.
Dr. Hartmut Ross hatte ein ausgefülltes und erfüllendes Leben auch nach dem Beruf, und das stets in vollem Einklang mit einem harmonischen Familienleben. Zukünftige Forscher zu Anhalt werden an verschiedensten Stellen immer wieder auf seinen Namen stoßen.
Bildnachweis: privat
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