Einband der Publikation

Vorwort

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, liebe Vereinsmitglieder, ich freue mich sehr, Ihnen hiermit den nunmehr 28. Jahrgang der Mitteilungen des Vereins für Anhaltische Landeskunde vorlegen zu können. Mein herzlicher Dank geht an alle, die das Entstehen dieses Bandes ermöglicht haben, insbesondere natürlich an die Autorinnen und Autoren. Auf seinen 248 Seiten vereint der 28. Jahrgang der Mitteilungen neun wissenschaftliche Beiträge zu unterschiedlichsten Themen der Geschichte und Kultur Anhalts. Wir hoffen, dass wir Ihnen damit wieder spannenden und informativen Lesestoff anbieten können.

Den Auftakt bildet der Beitrag Burg und Dorf Anhalt – neue Erkenntnisse der Archäologie von Tobias Gärtner (Halle/Saale) und Felix Rösch (Göttingen). Der Beitrag vermittelt die Ergebnisse von neuen Untersuchungen auf der Burg und zwei Grabungskampagnen im Dorf Anhalt. So gelang mittels der archäologischen Untersuchungen erstmals der entscheidende Nachweis von mittelalterlichen Bergbauaktivitäten im Zusammenhang mit einer Siedlung. Auf dieser Basis wäre auch die ursprüngliche Rolle der Burg neu zu diskutieren. Die Autoren regen weitere Forschungen zu Burg und Dorf Anhalt sowie der mittelalterlichen Kulturlandschaft des Unterharzes im Allgemeinen an, um dem Desiderat der Wüstungs- und Burgenforschung im Unterharz effektiv zu begegnen zu können.

Austra Reinis (Springfield, USA) wendet sich anschließend mit ihrem Beitrag „[W]ir wissen noch nicht wie vnsser sach steht.“ Briefe aus dem Augustinerchorfrauenstift Sankt Clemens in Brehna in Kursachsen an die Fürstin Margarethe von Anhalt der Reformationszeit zu. Die Autorin widmet ihre Aufmerksamkeit acht Briefen, die von Nonnen aus dem Augustinerchorfrauenstifts Sankt Clemens in Brehna im Zeitraum von ca. 1513 bis 1529 nach Dessau geschickt wurden. Anhand dieser Briefe lässt sich der Einfluss von Martin Luthers reformatorischer Bewegung auf das Leben in einem Frauenkloster in Kursachsen, unweit von Wittenberg, über einen längeren Zeitraum verfolgen. Im Unterschied zu bisher erforschten Quellen erhellen sie die Perspektive der altgläubigen Klosterfrauen in Brehna auf die religiösen Vorgänge der Zeit.

Bernd Ulbrich (Wettin-Plötz) macht in seinem Beitrag _ Zur Geschichte des Museums Synagoge Gröbzig (1934-1988)_ mit den Ursachen und Geschehnissen vertraut, die zur Umwandlung des Gebäudekomplexes um die Synagoge Gröbzig in ein städtisches Heimatmuseum führten und zeichnet dann die Geschichte der heute als Museum Synagoge Gröbzig bekannten Einrichtung nach. Auf der Grundlage einer intensiven Auswertung der zeitgenössischen seriellen Quellen bietet dann Fabian Schubert, Halle (Saale), unter dem Titel _ Sorgen und Sterben in der Stadt – Eine Analyse von Kriegsfamilienunterstützung, Armenfürsorge und Mortalität in Dessau 1908-1919_ eine tiefgehende sozialgeschichtliche Spezialuntersuchung zur anhaltischen Haupt- und Residenzstadt Dessau unter den Bedingungen des Ersten Weltkrieges an. Dem Autor gelingt unter anderem der Nachweis, dass die Stadtverwaltung Dessau – auch im Vergleich zu anderen Städten – hohen Einsatz zeigte, um die im Titel genannten Leistungen für die Familien vor Ort zu gewährleisten. Andreas Seidel (Hamburg) wendet sich in seinem Beitrag Nachkriegsbedingte Verluste privater Dessauer Kunstsammlungen dem schwierigen Thema „Beutekunst“ zu und nimmt hierfür beispielhaft die Verlustgeschichte der beiden privaten Dessauer Kunstsammlungen von Katharina Guenther und Lotte Riess in den Blick. Im Gegensatz zu öffentlichen Sammlungen in der ehemaligen DDR, die ab dem Ende der 1950er Jahre einen Teil ihrer von sowjetischen Trophäenbrigaden eingezogenen Sammlungsbestände zurückerhielten, ist eine ähnlich Rückübergabe von privaten Kunstsammlungen, so der aktuelle Forschungsstand des Autors, bis heute nicht erfolgt.

Hans-Peter Hinze, Ulla Jablonowski und Lutz Reichhoff (alle Dessau-Roßlau) setzen ihre interdisziplinär angelegte Beitragsfolge_ Schwarzes Land, Mönchsholz und Abtei. Waldnutzungsrechte des Fürstentums Anhalt-Köthen im Fürstentum Anhalt-Dessau mit Teil 3 Die Abtei_ fort. Wie zuvor schon ist der Beitrag reich bebildert. Fortsetzung findet ebenfalls der landeskundliche Rundgang von Udo Franz (Dessau-Roßlau) entlang von Anhalts Grenzen in heutiger Zeit, der die Leser mit dem nunmehr 10. Teil mit auf den Weg von der Nuthe bis zum „Nordkap“ Anhalts nimmt.

Der Beitrag Adipinsäure aus Rodleben – ein Wirtschaftskrimi von Ines Bialas behandelt ein spannendes Thema der Industriegeschichte und zeigt, wie ein Produkt aus der Region, die Adipinsäure aus Rodleben, als Grundstoff für die Herstellung von Nylonstrümpfen weltweite Bedeutung erlangte. Es folgt die Miszelle_ Der Neudorfer Doppelmord und das Sterbealter Neudorfer Bergleute im 19. Jahrhundert_ von Reiner Krziskewitz (Bernburg). Er belegt die bedrückende Arbeits- und Lebenslage der Bergleute im anhaltischen Neudorf im Harz, die sich im Februar 1848 in einem Doppelmord am Berggeschworenen und am Steiger zu Neudorf Bahn brach.

Den Band schließen der Bericht von Frank Hänsgen (Köthen) über die Jahresmitgliederversammlung des Vereins für Anhaltische Landeskunde am 15. Juni 2019 in Bernburg-Strenzfeld sowie einige Rezensionen und Annotationen ab.

Für das Redaktionskollegium
Frank Kreißler

Inhalt

Beiträge

Tobias Gärtner und Felix Rösch Burg und Dorf Anhalt – neue Erkenntnisse der Archäologie 9
Austra Reinis „Wir wissen noch nicht wie vnsser sach steht.“ Briefe aus dem Augustinerchorfrauenstift Sankt Clemens in Brehna in Kursachsen an die Fürstin Margarethe von Anhalt 41
Bernd G. Ulbrich Zur Geschichte des Museums Synagoge Gröbzig (1934-1988) 65
Fabian Schubert Sorgen und Sterben in der Stadt – eine Analyse von Kriegsfamilienunterstützung, Armenfürsorge und Mortalität in Dessau 1908-1919 97
Andreas Seidel Nachkriegsbedingte Verluste privater Dessauer Kunstsammlungen 129
Hans-Peter Hinze, Ulla Jablonowski und Lutz Reichhoff Schwarzes Land, Mönchsholz und Abtei –Waldnutzungsrechte des Fürstentums Anhalt-Köthen im Fürstentum Anhalt-Dessau 149
Udo Franz Anhalts Grenzen in heutiger Zeit. Teil X: Von der Nuthe bis zum „Nordkap“ von Anhalt 185
Ines Bialas Adipinsäure aus Rodleben – ein Wirtschaftskrimi 201
Reiner Krziskewitz Der Neudorfer Doppelmord und das Sterbealter Neudorfer Bergleute im 19. Jahrhundert 217

Rezensionen

Rezension von Erhard Hirsch Neue Literatur zur Kulturgeschichte Weimars 225
Rezension von Bernd G. Ulbrich NAPOLA. Verführte Elite im Harz 230
Rezension von Ulla Jablonowski Georg III. von Anhalt. Abendmahlsschriften 233
Rezension von Frank Kreißler Frauen in Sachsen-Anhalt 2. 236
Frank Kreißler und Bernd G. Ulbrich Gedenken an Werner Grossert 239
Frank Hänsgen Bericht über die 29. Jahresversammlung des Vereins für Anhaltische Landeskunde am 15. Juni 2019 in Bernburg 241
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