Karte der Kohlenstraßen, die durch das Fürstentum Anhalt-Zerbst führten.
Abkürzungen:
-BrH-Brandsheide
-kursächsische Kohleniederlagen (KNL) und Wege: rot – Barby/Ronney ( R ),
Wertlau (W) und Schlangengrube bei Roßlau (SG).
- magdeburgisch-preußische KNL: schwarz- Schlangengrube (SG),
-Coswig ( C ) und Elster (E, hinter Wittenberg); gestrichelte Wege: vermutliche Trassen.
-anhaltisches Tochheim (T) als Zollstelle für das Elbgeleit: weiß.
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Bei herbstlichem Wetter lud die Regionalgruppe Zerbst des VAL am 16. November 2024 zum Vortrag von Dr. Hartmut Witte aus Magdeburg zum Thema „Der Mansfeldische Kohlehandel vom Fläming durch Anhalt-Zerbst“ in die Roßlauer Ölmühle.
Dr. Witte hatte umfangreiche originale Aktenbestände und Literatur gesichtet und konnte so ein interessantes und umfassendes Bild über den besonders im 18. Jahrhundert blühenden Kohlehandel geben.
Wie kam es zur Verbindung des Bergbaus im Mansfelder Raum und der Holzkohle aus dem Fläming? Ab 1580 wurde die Grafschaft Mansfeld aufgrund von Schulden unter Zwangsverwaltung des Kurfürstentums Sachsen und des brandenburgischen Herzogtums Magdeburg gestellt, wozu auch der Bergbau gehörte. Der kursächsische Bergbau und die Verhüttung unterstanden dem Bergamt Eisleben und der magdeburgische Anteil dem Bergamt Rothenburg. Bergbau benötigte zu allen Zeiten sehr viel Holz und die Verhüttung zu Schwarzkupfer und der Saigerprozess (Silbergewinnung) erforderten viel Holzkohle.
Am meisten genutzte Trasse:
Brandsheide – zwischen Serno und Stackelitz– Bergfrieden – Heerstraße- zwischen Hundeluft und Weiden – zwischen Luko und der Buchholzer Mark-Vorwerk Schlepke (bei Luko) – mittlerer Weg bis zur Schlangengrube.
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Die Mansfelder und umliegenden Waldgebiete waren bald erschöpft und abgeholzt, was auch auf sehr große Teile des Harzes und weite thüringische Gebiete zutraf. Nach dem 30-jährigen Krieg wurden deswegen neue Waldgebiete auch in größerer Entfernung gesucht. Es bot sich u.a. die Familie Brand von Lindau als Herren von Wiesenburg mit der im sächsischen Kurkreis liegenden Brandsheide an. Dies führte zu einem über 130-jährigen Holzkohlehandel zwischen der Brandsheide im Fläming und dem Revier Mansfeld, wobei Anhalt-Zerbst zum Transitland für den grenzüberschreitenden Holzkohlehandel wurde. Ab 1769 war auch Anhalt-Zerbst selbst als Holzkohlelieferant voll kommerziell einbezogen. 1694 ist der erste Vertrag über die Lieferung von 12.000 Körben
mit Holzkohle zwischen Benno
Dr. Hartmut Witte bei seinem Vortrag in der Roßlauer Ölmühle.
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Friedrich Brand von Lindau und der Rothenburger Gewerkschaft nachweisbar. Die Lieferung erfolgte über die Kohlenniederlage Schlangengrube an der Elbe bei Roßlau., Sie diente wohl vorher schon als Holzniederlage. Weitere Verträge sowohl mit dem magdeburgisch/brandenburgischen Rothenburg, als auch mit der kursächsischen Eisleber/Mansfelder/Hettstedter Gewerkschaft zogen im Laufe des 18. Jahrhunderts die rigorose Abholzung der Brandsheide nach sich. Als Holzkohlenzwischenlager wurden die kursächsischen Kohleniederlagen bei Barby/Ronney (1736-1825), Wertlau (1748-1807) und der Schlangengrube (1798-1808) aufgebaut. Die wichtigste magdeburgische Kohleniederlage war immer die Schlangengrube mit Nebenstellen bei Tochheim, Elster, Elsnig und Coswig (Anhalt). Über Elbe und Saale wurde die Holzkohle dann ins Mansfeldische transportiert. Mit dem Einsatz von Steinkohlenkoks und dem Aufkommen der Eisenbahn ging der Einsatz der Holzkohle zurück. So wurde auch die Niederlage auf der Schlangengrube 1827 geschlossen.
Beiträge von Dr. Hartmut Witte zum Kohlehandel und zu den verschiedenen Kohleniederlagen sind in den Zerbster Heimatkalendern 2021/22, 2024 und 2025 erschienen.
Die Veranstaltung fand wieder in Kooperation mit der „AG Heimatgeschichte im Ölmühle e.V.“ statt.
Tobias Zander, Quelle: Gekürzte Fassung des Abstracts von Dr. Hartmut Witte